Dissoziation und Geschlecht

14./15.11.2008

Dissoziation und Geschlecht

Kongress

Marburg, Wildwasser Marburg e.V.

In der Geschichte der Traumaforschung und –praxis hat der Feminismus in den letzten 25 Jahren eine große Rolle gespielt. So ist es der Frauenbewegung zu verdanken, dass die Wahrnehmung von und der Umgang mit sexualisierter Gewalt aus ihrem Schattendasein in den Fokus des gesellschaftlichen Blicks gerückt wurde.

Auch Forschung und Praxis zu Jungen und Männern, zu geschlechtsspezifischer Arbeit mit männlichen Opfern und Tätern entwickeln sich weiter.

Eine Folge traumatisierender Gewalterfahrung sind Dissoziationen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Vor allem die DIS steht zuweilen im Spannungsverhältnis von Interesse und Belastung, Skepsis und Faszination. Auch die wissenschaftliche Erfassung von Dissoziationen sowie der professionelle Umgang mit ihnen sind in einem dynamischen Wandel begriffen und werden eigenständig reflektiert.

Unser Anliegen mit diesem Kongress ist ein Blick auf Dissoziation unter geschlechtsspezifischer Perspektive in multiprofessioneller Begegnung von Frauen und Männern.

Wir laden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, Beratung und Begleitung, Therapie, Supervision und Literatur ein, sich im gemeinsamen Austausch Fragen zu „Dissoziation und Geschlecht“ zuzuwenden wie:

  • Sind Mädchen und Frauen mehr von massiven Dissoziationen betroffen als Jungen und Männer?
  • Und wenn ja: warum? Dissoziieren Mädchen mehr oder erleben mehr das Ausmaß an Gewalt, das zu starker Dissoziation führt?
  • Wie sind multiple Menschen selbst organisiert bzgl. der Geschlechterrollen? Wie sind hier „Rollen verteilt“? Innere Täter, Beschützer, innere Mädchen?
  • Welche Unterschiede, welche Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern gibt es in Hinblick auf Dissoziation als eine Überlebensstrategie von sexueller Gewalt?
  • Wie ist der Umgang mit unterschiedlichen InnenGeschlechtern im Verhältnis zum AußenGeschlecht einer Betroffenen / eines Betroffenen – und wie mit Transsexualität?
  • Was ist mit unserer Geschlechtsidentität als Professionelle und welche Rolle spielt sie in unserem Kontakt mit den KlientInnen?
  • Wie sind die gesellschaftlichen Bilder von Geschlecht und wie sieht ihre Bedeutung aus für das geschlechtsspezifische Erleben mit und nach Traumata?
  • Der Körper als Ort des Leidens und als Ort der Heilung: gibt es ein geschlechtsspezifisches Körpererleben zu Dissoziation?
  • Dissoziation und Spiritualität als Kraft – ist Spiritualität geschlechtsspezifisch?
  • Sekundärtraumatisierung oder Indirekte Traumatisierung in der Arbeit mit stark dissoziierenden Klientinnen und Klienten – wie reagieren professionell Helfende – dissoziierend, geschlechtsspezifisch?
  • Wem und wozu dienen Geschlechterstereotype innerpsychisch – bei KlientInnen wie bei Professionellen – und gesellschaftlich?
  • Wie ist es mit der strikten Unterscheidung und Trennung von Opfern und TäterInnen? Sind Opfer immer nur Opfer, TäterInnen immer nur TäterInnen?
  • Ist es traumatisierend, TäterIn zu sein?
  • Auf welche Fragen suchen wir welche Antworten, was brauchen wir, um verantwortungsvoll, mit Engagement und Freude unsere KlientInnen zu begleiten und zu unterstützen?

Zu diesen Themen und mehr laden wir Sie ein und heißen Sie herzlich willkommen

An zwei Tagen wollen wir mit 6 Vorträgen und bis zu 40 Workshops an diesen Fragen arbeiten, uns austauschen, diskutieren, Antworten suchen, neue Fragen aufwerfen.

Wir freuen uns auf Sie!